26. 10. 2024

Neue Gottesdienstordnung ab 2025

Liebe Schwestern und Brüder in den Gemeinden unseres Pastoralverbundes Delbrück-Hövelhof! Es ist ziemlich genau vier Jahre her, da habe ich mich schon einmal mit einem erklärenden Text zu einer neuen Gottesdienstordnung an Sie alle gewandt. Die Zeiten sind schnelllebig, voller Veränderungen – auch in unserer Kirche und in unserem Pastoralverbund. Die Hoffnung, dass doch in der Kirche bei allen Wünschen nach Reformen zumindest das ein oder andere so bleiben möge, wie ich es aus meiner Kindheit kenne, wie es mir liebgeworden ist und eine gute Gewohnheit – diese Hoffnung ist trügerisch und trägt in sich die Gefahr der Enttäuschung.

Ent-Täuschung

Wir dürfen uns nicht täuschen lassen von alten Kirchenbildern, die wir in uns tragen und die uns tatsächlich viele Jahrzehnte getragen und gut gedient
haben. Heute gilt es, der kirchlichen und gesellschaftlichen Realität ins Auge zu sehen und realistisch auf die Entwicklung unserer Kirche und unseres Pastoralverbundes zu schauen – kurz gesagt: ehrlich zu sein!

Nicht nur die Corona-Pandemie hat diese Realität überdeutlich werden lassen. Gesamtpfarrgemeinderat, Finanzausschuss (Gremium, in dem alle Kirchenvorstände vertreten sind) und Pastoralteam haben sich im Februar an einem gemeinsamen Klausurtag mit genau diesen Themen auseinandergesetzt: 

  • Wie entwickelt sich Kirche? 
  • Welchen Zeiten gehen wir entgegen? 
  • Wie sieht Kirche vor Ort in fünf oder zehn Jahren ganz konkret aus? 
  • Was können wir tun, damit auch in Zukunft christlicher Glaube gelebt werden kann und lebendig bleibt?

Eine Erkenntnis aus diesem Tag war:
Wir werden mit Blick auf die hauptamtlichen Ressourcen nicht mehr in der gesamten Fläche unseres Pastoralverbundes präsent sein können!

In diesem Jahr ist Gemeindereferentin Claudia Großewinkelmann in den Ruhestand gegangen, im nächsten Jahr wird ihr Gemeindereferentin Waltraud Meermeyer folgen; Vikar Ralf Josef Frenzel ist gesundheitsbedingt nur noch sehr beschränkt einsetzbar, schon vor zwei Jahren ist Vikar Lukas Hellekes versetzt worden – all das geschieht ohne personelle Nachbesetzung!

Unsere priesterlichen Pensionäre und Subsidiare stehen ebenfalls nur eingeschränkt zur Verfügung. Wir werden Ressourcen bündeln, werden Schwerpunkte setzen und Zentren definieren, an denen wir verlässlich erreichbar sind und pastorale, geistliche und liturgische Angebote ebenfalls verlässlich sind.

Und all das ist ja schon und wird auch in Zukunft nur möglich sein durch den und mit dem ehrenamtlichen Einsatz vieler Menschen in den Gemeinden, in der Liturgie, in der Caritas und in der Katechese: Unsere Wort-Gottes-Feier-Leiterinnen und -Leiter, unsere Begräbnisdienstleiterinnen und -leiter, die Mitglieder in den Gemeindeausschüssen, Kirchenvorständen und im Gesamtpfarrgemeinderat, Frauen und Männer im caritativen Dienst und den Vereinen und Verbänden seien hier stellvertretend für so viele genannt, die sich aktiv einbringen.

Neben so schmerzhaft spürbaren Abbrüchen gibt es durchaus auch Aufbrüche, Neuanfänge, Blühendes: die Familienkirche in Sudhagen und die damit verbundene neue Form der Erstkommunionkatechese, vielfältige gottesdienstliche Angebote, die 24/7-Anbetung, zukunftsorientierte Neukonzeptionen für die Pfarrheime in Hövelhof und Westenholz, eine qualifizierte Begleitung für ehrenamtlich Engagierte und manches mehr!

Und die kirchlichen Angestellten in der Verwaltung, im Küsterdienst, in der Pflege von Gebäuden und Grundstücken und in der Kirchenmusik tun das ihre dazu und leisten einen wichtigen Dienst.

Aber es geht nicht mehr alles überall! 
Und die Wege in unserem Pastoralverbund sind nicht wirklich weit – zumindest nicht für Menschen mit Sehnsucht und gutem Willen!

Das Zielbild 2030+ für das Erzbistum Paderborn formuliert zwei Grundausrichtungen, die die Pastoral künftig prägen sollen: 

„Wir gewinnen Zukunft aus der lebensverändernden Kraft des Evangeliums und aus unserem Einsatz für die Gesellschaft.  Aus diesen beiden Polen pastoralen Handelns sollen in den Pastoralen Räumen künftig jeweils ein missionarischer und ein diakonischer Schwerpunkt gesetzt werden.“


Die gemeinsame Entscheidung der Gremien und des Pastoralteams, uns auf den Weg zu machen, pastorale Schwerpunkte zu identifizieren und festzulegen und auch Zentren zu definieren, zeigt auch auf diesem Hintergrund erste Linien: Sudhagen mit dem Schwerpunkt Familienpastoral und Erstkommunionkatechese als missionarischer Schwerpunkt, Delbrück und Hövelhof mit den Büros als Verwaltungszentren, zukünftig Delbrück als liturgisch-gottesdienstliches Zentrum mit einem verlässlichen Angebot von zwei Sonntagsmessen und Hövelhof mit seinem Pfarrheimprojekt „Kirchen-Gast-Haus Johannes“ als diakonischer Schwerpunkt.

Mut macht mir, dass es in unserem Pastoralverbund nach wie vor ein lebendiges kirchliches Leben gibt, viele Anfragen an uns als Kirche vor Ort – haupt- und ehrenamtlich -, ein hohes Engagement, innovative Ideen, gerade auch an den Werktagen gut besuchte Gottesdienste mit Menschen, denen die Eucharistie etwas bedeutet und die aus ihrer Kraft leben und die bereit sind, sich auf den Weg zu machen.

Kirche wird oft am sichtbarsten in ihren gottesdienstlichen Angeboten; deshalb sind die Veränderungen in diesem Bereich am deutlichsten spürbar und wahrnehmbar. Auch in Zukunft wird die Anzahl der Orte für die verlässliche Feier der Eucharistie an die Anzahl der Priester im aktiven Dienst und deren Stellenumfänge gekoppelt. Es darf nicht die Situation entstehen, in der die Priester unter hohem Druck und manchmal auch in Hetze Gottesdienste zu feiern haben. Dabei stehen unsere Priester in der Gefahr von Überforderung, Erschöpfung und Freudlosigkeit im Blick auf die Eucharistiefeier.

Es gilt auch weiterhin das, was ich vor vier Jahren schon einmal mit Blick auf die Gottesdienste als Ideal formuliert habe:

  • Der Gottesdienst ist ein Raum freudiger Gottesbegegnung, persönlicher Stärkung im Glauben und der Begegnung untereinander; er ist wieder der Höhepunkt des Sonntags.
  • Wir möchten weg vom Gefühl des Kleine-Herde-Seins oder Letzter-Mohikaner-Gefühls und hin zu einer entsprechenden Größe der Gottesdienstgemeinde und dem Gefühl der vollen Kirche. Es gilt, Menschen zusammenzuführen zu einer bestärkenden Gemeinschaft!
  • Die Zelebranten sollen wieder die Möglichkeit bekommen, im Zusammenhang mit dem Gottesdienst in Beziehung zu den Menschen treten zu können und nicht sofort zum nächsten Gottesdienst weiterzuhetzen.
  • Eucharistie soll wieder als echte Feier der Gemeinde erfahren werden, mit geistlicher Qualität, im guten Sinne des Wortes „attraktiv“: man geht gern hin und nimmt etwas mit. Es entsteht das Gefühl „Es tut mir gut, die Eucharistiefeier ist mir wirklich Kraftquelle fürs Leben!“
  • Unsere Priester sollen selbst geistliche Menschen bleiben können; sie sind keine – entschuldigen Sie die Wortwahl - „Zelebrations- oder Predigtmaschinen“.
  • Die neue Gottesdienstordnung eröffnet Raum für Sonderwünsche und Ausnahmen – zum Beispiel bei besonderen Feierlichkeiten in den einzelnen Gemeinden und Orten.
  • Nach Möglichkeit wird es an den hohen Feiertagen mehr Gottesdienste über den gesetzten Rahmen hinaus geben können.

Gerade im gottesdienstlichen Bereich tun da unsere Wort-Gottes-Feier-Leiterinnen und -Leiter einen ganz wichtigen Dienst. Und dieser Dienst zeigt sich darin, dass sie sich einbringen in den regelmäßigen Gottesdiensten in den Alten- und Pflegeheimen, bei den Seniorengottesdiensten in den einzelnen Gemeinden, an regelmäßigen werktäglichen Wort-Gottes-Feiern oder zu besonderen Anlässen und mit besonderen Zielgruppen und in Ausnahmefällen auch an den Sonntagen. Dafür bin ich sehr dankbar – das sind die Kapazitäten, die zur Verfügung stehen.

Liebe Schwestern und Brüder!
Ich hoffe, Ihnen damit wichtige Informationen und Verständnishilfen für die neue Gottesdienstordnung gegeben zu haben. Mir und uns ist bewusst, dass es neben Verständnis auch viel Unverständnis geben wird, weil Gewohntes und Liebgewordenes zu Ende geht.

Wir hoffen - im wahrsten Sinne des Wortes - auf ihre Mit-geh-bereitschaft, dass Sie sich mit uns auf den Weg machen in die Zukunft unseres Pastoralverbundes, in die Zukunft des Christseins in unserer Heimat und dass Sie sich auch auf den Weg machen in andere Kirchen, weil Ihnen die Feier der Eucharistie wichtig ist und Ihnen Kraft für das Leben gibt, weil Ihnen die Gemeinschaft der Glaubenden wichtig ist! Gehen wir mutig nach vorn, hören wir hin auf das, was Gott von uns will und bleiben wir verbunden im Gebet und in der Feier der Eucharistie.

Bernd Haase, Pfarrer


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